Roman Stöppler

23. März 2022

WAS IST SYSTEMISCHE THERAPIE?

Man kann schlecht in einem Satz erklären, was Systemische Therapie ist. Aber ein Beispiel wie systemische Therapie arbeitet bezieht sich auf unsere Wahrnehmung. Unsere Warhnehmung funktioniert wie ein Filter. Alle die schon mal beschlossen haben z.B. ein Auto zu kaufen sehen plötzlich auf der Straße viel mehr von dem Modell für das sie sich entschieden haben. Das liegt daran, dass der Filter dieses Modell plötzlich als relevant einstuft.

Wir sehen also vor allem das was wir als relevant einstufen bzw. das womit wir uns geistig beschäftigen. Andernfalls würden wir in der Flut der Informationen untergehen. Geschätzt werden von 11 Millionen Bit/S die unbewusst auf uns einprasseln über Auge, Ohr und Haut nur 50 Bit bewusst verarbeitet (Aus: Sokolowski (2014), Allgemeine Psychologie für Studium und Beruf. Pearson). Wir funktionieren nur, weil wir selektieren.

Therapien werden meist dann notwendig, wenn diese Filter zu einseitig funktionieren. Stellen Sie sich vor sie sehen nur noch Teslas, das wird hart wenn Sie über die Straße wollen. Bei vielen Menschen passiert aber leider genau das. Ihre Wirklichkeitskonstruktion führt Sie an unpassenden Stellen über die Straße. Man könnte vielleicht sagen sie ist verschoben. Aber Wirklichkeit ist Wirklichkeit (Sehen Sie sich meinen Blogbeitrag zu Konstruktivismus an) wir bestimmen diese selbst – und unsere Filter.

Machen wir immer wieder ähnliche oder auch sehr prägende Erfahrungen, dann spitzen sich unsere Wahrnehmungen auf diese Situationen zu. Die Filter verengen sich. Das können traumatische Erlebnisse sein oder z.B. wiederkehrende Enttäuschungen in sozialen Situationen. Im ersten Fall sind wir immer häufiger alarmiert und im zweiten werden wir vielleicht depressiv.

Die Systemische Therapie will hier Alternativen aufzeigen, indem sie den Filtern Vorschläge macht. Sie versucht anstelle der zugespitzten Wirklichkeitskonstruktion andere Möglichkeitskonstruktionen in den Blick zu bringen. Dabei sind die Möglichkeiten schon Realität, sie sind eben meist nur ausgeblendet.

Dieser Tag und viele vorige sind und waren vielleicht trist und grau. Aber wann waren Sie das letzte Mal glücklich? Erinnern Sie sich? Denken Sie nach! Und schon weitet sich der Filter. Im letzten Urlaub war ich glücklich oder bevor mich meine Freundin verlassen hat. Nun ist es nicht so einfach immer Urlaub zu haben oder eine neue Freundin zu finden, aber vielleicht lässt sich der Filter noch ein wenig erweitern. Beim letzten Spieleabend war es ganz schön, als ich meine Mutter besucht habe oder meinen Kumpel. Die Lösung ist also schon da, sie ist schon Teil des Lebens, wir haben sie nur nach und nach aus unserer Wahrnehmung und dann (vielleicht) auch aus unserem Leben ausgeschlossen. Weil die Welt schlecht ist gehen wir nirgends mehr hin… Die Systemische Therapie versucht gewissermaßen den Weg umzukehren, indem sie Sie an die guten Dinge erinnert, die auch Teil Ihres Lebens sind und Sie auffordert: Mehr von dem was funktioniert, weniger von dem was nicht funktioniert. Und so wird der Filter langsam aber sicher wieder gerade gerückt.

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