Roman Stöppler

26. März 2022

Die Geschichte der Systemischen Theorie

Nein ich habe mich nicht vertippt. Die Systemische Therapie geht zurück auf die systemische Theorie, also eine übergeordnete Theorie, welche sich auf Physik, Biologie, Chemie und auch Soziologie bezieht. Grob gesagt ging es bei allen um die Frage, wie sich Systeme organisieren, vor allem komplexe Systeme. Zauberworte wie Selbstorganisation und Chaostheorie gingen um die Welt und machten den Eindruck wir müssten uns eingentlich um nichts kümmern und die Zusammenhänge wären ohnehin zu komplex um sie zu verstehen.

Nun erstes ist sicher falsch und an zweitem arbeiten wir unaufhörlich. Systemische Therapie und Berartung arbeitet für uns an beiden Punkten. Da ich aber "Geschichte" versprochen habe, will ich kurz ausholen. Die systemische Theorie kam aus der Kybernetik. Das beschreibt die Selbst-Regulation komplexer Abläufe in Technik, Naturwissenschaft und Gesellschaft. Kybernetik erster Ordnung sind die frühen (1950er Jahre) Adaptionen der Therapieszene, welche das Individuum als unzureichende Erklärung für die (dessen) Probleme empfand und in der Kybernetik einen vielversprechenden Erklärungsansatz sah. Denn was ist der Mensch schon ohne andere? Und verhält er sich nicht immer auch zum großen Teil den Erwartungen dieser anderen gemäß?

Es gab zwar vorher schon psychoanalytische Familientherapie, aber die betrachtete immer noch die Individuen und deren Geschichte selbst. Systemische Therapie sah zusätzlich das Gesamtkonstrukt und das viele Symptome sich unter diesem Gesichtspunkt sehr leicht erklären ließen.

Erklärung ist aber nur der halbe Weg. Wie kam man zur Heilung? Die erste Annahme, dass es die Selbstorganisationskräfte des erstarrten Systems schon richten würden, schüttle man es nur ordentlich durcheinander, erwies sich als zu einfach. Man sprach von "kommunikativen Bomben" die das System irritieren sollten, die Erstarrung aufbrechen und hoffte der Rest würde sich von allein erledigen. Was aus dieser Zeit geblieben ist sind paradoxe Interventionen.

Was die Kybernetik zweiter Ordnung (1980er Jahre) unterscheidet von der erster Ordnung, ist, dass man nicht mehr so sehr auf die tatsächlichen Beziehungen blickt (also die Strukturen des Systems) sondern vielmehr auf die Beschreibungen dieser. Heute würde man neudeutsch Narration sagen. Das bedeutet es ist nicht (allein) entscheidend in welcher Konstellation man sich befindet, sonder wie man diese sieht. Es geht also um das subjektive Empfinden und das ist bekanntlich bei jedem anders. Drei Experten, fünf Meinungen sozusagen. Man bekommt also unterschiedliche Erzählungen zu hören, fragt man die Mitglieder eines Systems nach der gleichen Geschichte. Die Aufgabe kann es dann sein, die Perspektiven der jeweils anderen sichtbar zu machen. Manchmal reicht das schon. Ein zentraler Aspekt der systemischen Theorie ist daher das zirkuläre Fragen, welches die eigene Perspektive erweitert, indem man nach der Erzählung des anderen gefragt wird. "Was würde die Mutter dazu sagen, wenn Sie das gehört hätte? Für wen stellt das ein Problem dar - und für wen nicht?"

Aber das hier soll natürlich nur ein kleiner Einblick sein und keine wissenschaftliche Abhandlung. ich freue mich aber natürlich über Kommentare und Fragen zu jedem Thema.

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