Roman Stöppler

23. März 2022

LOCUS OF CONTROL

Wenn mein bayerischer Großvater gesagt hat er gehe mal auf den Locus, dann meinte er einfach das Örtchen auf Latein. In Bayern ist man eben vornehm, wenn man mal verschwinden muss.

Der Locus of Control ist demnach der Ort der Kontrolle. Gemeint ist hier die Kontrolle über unser Leben und die Auswirkungen auf unser Gefühl der Selbstwirksamkeit. Und dieses Gefühl ist der Sprit den unsere Psyche braucht um zu funktionieren. Es ist verwandt mit Selbstwert und Selbstbewusstsein. Wer keine Kontrolle über sein Leben fühlt hat eine höhere Neigung zu Depression*, fühlt eher Willkür der er sich ausgeliefert sieht und die auf Dauer am Selbstwert nagt.

Eine gesunde Selbstwirksamkeit geht davon aus, dass der Locus of Control in uns selbst liegt. Das sagt ja der Name bereits. Selbstwirksamkeit heißt ich beeinflusse die Dinge, ich kann wirksam entscheiden bis hin zu „Ich kann das“, also ich kann mich wirksam motivieren (womit wir beim „Tschakka“ des letzten Beitrages wären). Der innere Locus of Controll gibt uns also Kontrolle über unser Leben und spricht uns dabei meist auch die Fähigkeit zu dieses zu stemmen (da kommt dann verstärkt das Selbstbewusstsein ins Spiel, welches man auch trainieren kann).

Umgekehrt besagt ein externer Locus of Control, dass wir machen können was wir wollen, ohne dass dies einen Unterschied ausmacht. „Entscheiden tun ohnehin die anderen“. Wir sind lediglich Spielball des Schicksals und der Mächtigen.

In Krisenzeiten z.B. einer Pandemie kommt es dann zu originellen Versuchen die Kontrolle zurückzugewinnen. Z.B. indem man Klopapier hortet. Man hat auf die Pandemie reagiert, man hat dies selbst entschieden, hat reagiert und damit die Willkür gemildert. Das ganze hört sich recht irrational an und bei den meisten Menschen geht es auch sicher nicht um die Angst mit dreckigem Hinterteil ins Krankenhaus zu kommen. Die Angst bzw. das Gefühl der Willkür ist hier symbolisch für das Ausgeliefert sein (Externer Locus of Control) an die Pandemie. Und jedes Mittel ist recht, das einen Entscheidungsmöglichkeiten zurückgibt.

Was kann man aber tun, um weniger irrational ein starkes Gefühl von innerer Kontrolle zu entwickeln? Und ich sage bewußt ‚entwickeln‘ und nicht ‚gewinnen‘, denn gewinnen hieße auf den Zufall (externer Locus of Control) zu warten. Das Trio Selbstwirksamkeit, Selbstbewußtsein und Selbstwert wollen einfach gefüttert werden und am liebsten essen alle drei Liebe. Die Liebe zu sich selbst schafft Vertrauen in die eigenen Fähigkeit. Es ist OK sich selbst an erste Stelle zu setzen (muss ja nicht immer sein), Kümmer Dich um Deinen Körper, nimm Dich an, vergleiche Dich nicht, nimm all Deine Gefühle wahr und an, akzeptiere, dass Du nicht perfekt bist. Sei geduldig mit Dir während Du Dich an Neues gewöhnst. Träume habe kein Ablaufdatum.

All dies gibt Dir einen natürlichen Wert. Deinen Wert. Und wenn Du Du bist und Dich so annehmen kannst, dann bist es auch Du der entscheidet und diese Entscheidung bringt Konsequenzen – Deine Wirksamkeit, Selbstwirksamkeit. Lass Dich dabei von Rückschlägen nicht entmutigen. Lieber mache ich meine Fehler selbst, als nichts zu entscheiden zu haben.

*Quelle: https://doi.org/10.1002/1097-4679(198007)36:3

https://doi.org/10.1002/1097-4679(198007)36:3<661::AID-JCLP2270360309>3.0.CO;2-G

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