Lösungsorientiert, Klientenzentriert, Kurzzeittherapie. Beim Psychologen, Psychiater oder Psychotherapeuten? Da schwirrt einem der Kopf und das gerade wenn man doch Hilfe braucht und sich nicht noch mit einer schwierigen Auswahl rumschlagen will.
80 Prozent aller Patienten, die Psychotherapie suchen, leiden an affektiven Störungen und Angststörungen. Fundierte Therapie muss also vor allem hier wirksam sein.
LÖSUNGSORIENTIERT
Lösungsorientiert: Der bekannteste Vertreter ist Steven De Shazer. Er behauptete jedern in nur 1,5 Stunden wirkungsvoll helfen zu können. Das mag stimmen, aber mitunter ist die Lösung sehr speziell an das Problem gebunden. Wie der Patient der zum Arzt kommt und sagt er habe Schmerzen im Arm, wenn er diesen über den Kopf hebe. Woraufhin der Arzt sagt, dann lassen sie ihn eben unten.
Manchmal ist es aber wirklich effektiver nicht den Schlüssel des Problems in der Vergangenheit zu suchen sondern das kaputte Schloss gangbar zu machen. Der Blick nach vorne kann für vieles eine Lösung sein.
GESPRÄCHSPSYCHOTHERAPIE
Gesprächspsychotherapie oder Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie (auch non-direktive sowie personzentrierte Psychotherapie) ist eine Psychotherapieform der Humanistischen Psychologie, die auf Konzepte von Carl Rogers (1902–1987) zurückgeht. Sie setzt auf das Potential der Selbstheilung und einer natürlichen Tendenz der Entwicklung des Selbst und schaffte ein günstiges Klima für diesen Prozess. Die neubewertung inkongruenter Erfahrungen des Patienten („ich darf nicht wütend sein, den Wut ist etwas schlechtes“) wird durch ein empathisches und Bedingungsfreies Beziehungsangebot des Therapeuten möglich gemacht. Im Gegensatz zur Lösungsorientierung „bearbeitet“ man die Gegenwart um gewachsene Probleme in einer Aktualisierung zu lösen. Der Klient steht hier mit seinen Wünschen und Gefühlen im Mittelpunkt und der Therpaut hält sich mit Ratschlägen weitgehend im Hintergrund (non-direktiv). Sie empfiehlt sich bei Angststörungen, affektiven Störungen und Anpassungsstörungen oder somatischen Störungen.
PSYCHOANALYSE
Psychoanalyse (Analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) blickt dagegen weit in die Vergangenheit. Sie ist sicher die längste der Therapieformen und geht meist über mehrere Jahre. Psychoanalytiker sind oft Neurologen und wie Psychiater auch von Haus aus Mediziner. Der Bekannteste Vertreter war Sigmund Freud, der den Ursprung aller Probleme in der sexuellen Geschichte der Individuen sah, welche quasi schon mit der Geburt beginnt. Das Trauma des Abstillens, Die dramatische Liebe des Jungen zur Mutter (und der Tochter zum Vater) die Freud bereits in der klassichen Tragödie des Ödipuss beschrieben sah, sind nur einige Stichworte, die in der modernen Psychoanalyse nicht mehr sehr anerkannt sind.
Geblieben sind die freie Assoziation, um eine Tür zum Unbewussten aufzustoßen, und die Instanzen von Es, Ich und Über-Ich, welche man verkürzt mit Trieb, Intellekt und moralischem Anspruch übersetzen kann.
VERHALTENSTHERAPIE
Verhaltenstherapie (VT) ist neben der Gesprächspsychotherapie die besterforschte Therapieform. Neben der Psychoanalyse wird VT von der Kasse bezahlt. Wie der Nahme schon sagt, wird hier über eine den Zusammenhang von Verhalten und Erfahrung gearbeitet. Veränderte Erfahrung bzw. Verhalten kann zum Ausgangspunkt einer Neubewertung werden. Im weiten Sinne gehört hierzu auch die Traumatherapie, welche die Exposition bestimmter Erfahrungen bzw. in einer kognitiven Spielart bestimmter Vorstellungen nutzt um zu dieser Neuberwertung zu kommen. Ängste können so sehr effektiv, manchmal jedoch nicht immer nachhaltig behandelt werden, was aber eher an der Natur der Ängste zu liegen scheint, denn an der Qualität der Therapie.
SYSTEMISCHE THERAPIE
Systemische Therapie (ST) arbeitet Lösungs- und Ressourcenorientiert. Wie die humanistische Psychologie stellt auch die ST die Wertschätzung des Klienten in den Mittelpunkt um diesen so zu ermöglichen seine Ressourcen neu zu erkennen und damit Selbstheilungsprozesse anzustoßen. Die ST sieht dabei das Individuum immer als Teil seiner Beziehungen (das „System“ – in den meisten Fällen die Familie). Die ST bezieht dazu mehrere Generationen mit ein. Das bekannteste Stichwort ist hier die Familienaustellung. Da alles ein System ist (Firma, Schule, Familie, Sportverein) eignet sich die ST für vielerlei Störungen. Mehr dazu hier.
PSYCHOLOGE, PSYCHIATER, PSYCHOTHERAPEUT
Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut sind ganz unterschiedlich und haben dennoch Schnittmengen. Ein Psychologe und ein Mediziner können mit Zusatzausbildung Psychologischer Psychotherapeut werden (erfordert die Approbation). Wobei Ärzte von Haus aus eher Psychiater werden und nach einer Facharztasubildung als Neurologe oder in einer Psychiatrischen Klinik die körperlichen Grundlagen (Gehirnstoffwechsel) mit Medikamenten oder auch Elektroschocks behandeln. Psychotherapeuten arbeiten wie oben beschrieben mit Gesprächstechniken. Eine Ausnahme ist der Psychotherapeut nach dem Heipraktikergesetz. Er hat in der Regel lediglich eine Prüfung beim Gesundheitsamt abgelegt die sicherstellen soll, dass er seine Grenzen erkennt und schwere Fälle zu einem Arzt oder Psychiater oder psychologischen Psychotherapeuten schickt.
Mit der Kasse abrechnen kann nur der Arzt (Psychiater) und der psychologische Psychotherapeut (Verhaltenstherapeut, tiefenpsychoglogisch fundierte Psychotherapie). Manche Privatkassen zahlen auch Psychotherapie nach dem Heipraktikergesetz.
Familien und Paartherapie wird nur in seltenen Fällen von der Kasse bezahlt, da hier der Indexpatient fehlt, dem die Diagnose zuzuordnen ist. Dies ist für die Kasse jedoch Voraussetzung.
Hi, Vielen Dank für den Artikel. Kam gerade sehr gelegen und hat mir geholfen! Herzliche Grüße